Florian Boemer

Ein Jahr in Indien

Alltag

Inzwischen sind drei Wochen vergangen, seitdem wir hier in unserer Einsatzstelle angekommen sind. Nachdem wir die erste Woche noch nicht viel gemacht haben, sind wir in der zweiten Woche in den Schulalltag eingestiegen. Seit dieser Woche sind wir auch vollständig in die Arbeit im Internat einbezogen.

Unser Tag beginnt um 05:20 Uhr mit dem Sonnenaufgang. Die Jungs aus dem Heim müssen von 05:30 Uhr bis 06:15 Uhr laut lesen, damit sie besser Englisch lernen. Allerdings müssen sie schon um 04:30 Uhr aufstehen. Was sie bis zum Lesen machen, haben wir noch nicht rausgefunden. In der Lesezeit müssen Simon und ich darauf achten, dass sie wirklich lesen und sich nicht miteinander unterhalten. Das sieht ungefähr so aus:

Danach ist um 06:20 Uhr jeden Tag Messe, die nicht nur für alle Jungs, sondern auch für Simon und mich Pflicht ist.

Nach der Messe ist dann Zeit zum Frühstücken, Waschen oder was auch immer die Jungs machen. Um 07:30 Uhr ist dann allerdings schon wieder Stillstehen angesagt. Jeden Tag vor der Schule müssen die gesamten Schüler in Reih und Glied vor der Schule stehen und eine Morgenzeremonie abhalten, in welcher die Indische Hymne gesungen wird, Indien die Treue geschworen wird und vieles andere, was für uns sehr militärisch und aufgezwungen wirkt.

Dann unterrichte ich zwei Stunden Grammatik in zwei zweiten Klassen. Die ersten Stunden waren für mich, als jemand der vor wenigen Monaten noch selbst als Schüler in der Schule saß, sehr herausfordernd. Gut 40 indische Zweitklässler zu bändigen, die zudem noch sehr unterschiedliche Englischkenntnisse haben, war die ersten Stunden doch sehr anstrengend, wobei es mir immer mehr Spaß macht.

Nach dem Unterrichten habe ich erst einmal Pause, welche ich gerne zum Schlafen nutze. Nach dem Mittagessen geht es für Simon und mich weiter, indem wir die Studytime betreuen. Von 14:45 Uhr bis 15:45 Uhr haben die Jungs nach einer Mittagspause Zeit, um Hausaufgaben zu machen oder für die Prüfungen zu lernen, welche in einem Monat sind. Nach der ersten Studytime müssen die Jungs 30 Minuten im Garten arbeiten, was sie allerdings nicht besonders gerne machen. Sie freuen sich immer schon auf die Spielstunde von 16:15 Uhr bis !7:15 Uhr. Dort spielen die meisten Jungs Fußball, wo ich auch oft mitspiele. Zwar bin ich älter als die Jungs aber in der Mittagshitze kann ich höchstens 20 Minuten mithalten, da ich so nass bin, als wäre ich in einen See gesprungen

Nach der Spielstunde haben die Jungs Zeit sich und ihr Klamotten zu waschen und zu trocknen. Die Jungs haben übrigens keine Duschen, sondern es gibt nur eine Handpumpe und Eimer.

Von 18:00 Uhr bis 19:40 Uhr ist dann noch einmal eine Studytime. Besonders in dieser Studytime ist es gegen Ende wirklich schwer für die Jungs sich zu konzentrieren und wach zu bleiben.

Um 19:40 Uhr müssen die Jungs dann den Rosenkranz beten. Wieder alle Jungs und nicht nur die wenigen Christen. Das und die Messe die jeden Tag Pflicht ist finde ich eigentlich ein wenig gezwungen, weswegen Simon und ich mal mit Father Jacob darüber gesprochen haben. Der meinte, dass es nicht das Ziel sei, dass die Jungs zum Christentum konvertieren würden. Er hat sogar betont, dass es wichtig sei, dass jeder an das glaubt, was er für richtig hält und was er will. Wie das mit den Pflichtmessen und Gebeten zusammen passt weiß ich nicht. Aber natürlich ist das eine ganz andere Kultur hier und es gibt vieles, was wir nicht wirklich nachvollziehen können (mehr dazu in den nächsten Blogs). Die Jungs beschweren sich allerdings auch nicht, was für mich zeigt, dass sie es entweder nicht schlimm finden oder es akzeptiert haben.

Nach dem Abendessen um 20:00 Uhr haben die Jungs aus der vierten Klasse oder älter nochmal eine Studytime von 20:30 Uhr bis 21:30 Uhr. Um 21:45 Uhr ist der Tag dann auch vorbei und alle gehen müde schlafen.

Im Gegensatz zu Deutschland ist in Indien übrigens auch samstags Schule. Der Tagesablauf ist für uns genauso wir in den restlichen Tagen. Die Schüler haben allerdings weniger Unterricht. Außerdem findet nach der Morgenzeremonie in der ersten Stunde Gymnastig und ein Training zum Marschieren statt. Dazu hier zwei Videos:

Etwa 15 Minuten mussten die Schüler lernen in der Hitze zu Marschieren
Auch die Gymnastik muss in Reih und Glied gemacht werden

Das ist unser Alltag, der sich wohl das nächste Jahr über nicht ändern wird.

Simon und ich planen übrigens innerhalb der nächsten beiden Monate einen Podcast zu machen. Also wenn du Fragen oder Themen hast, über die wir reden sollen, kannst du mir gerne eine E-Mail schreiben (florian.boemer@gmx.de) oder deinen Vorschlag einfach in die Kommentare unten schreiben.

Wie immer vielen Dank fürs Lesen und schöne Grüße aus Indien.

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